Pucken – von Anfang an geborgen schlafen
Neugeborene haben oft Probleme beim ruhigen Ein- und Durchschlafen. Das Baby ist nach langem Herumtragen endlich eingeschlafen und plötzlich zucken seine Ärmchen ruckartig zusammen. Durch die unkontrollierten Bewegungen wird das Baby aus seinem Schlaf gerissen und fängt an zu schreien.
Der angeborene und natürliche Moro-Reflex oder Klammerreflex wird bei Säugetieren beobachtet. Er ist entwicklungsgeschichtlich überlebenswichtig. Jungtiere klammern sich dadurch am Fell der Mutter fest und fallen und verletzten dadurch nicht. Durch die Reifung des Nervensystems verschwindet er nach 3-4 Lebensmonaten allmählich.
Pucken (straffes Einwickeln) ist nicht eine Erfindung unserer heutigen Zeit.
Bereits in der Antike bis zur Aufklärung wurden die Neugeborenen in Europa und östlichen Kulturen mit gestreckten Armen und Beinen straff festgebunden. Durch diese Massnahme sollte sich die Wirbelsäule gerade entwickeln und das Kind vor möglichen Verletzungen geschützt werden.
Heute steht zum Glück das Gefühl „sich Wohl- und Geborgen fühlen“ im Vordergrund.
Während der Schwangerschaft erfährt das Baby monatelang Wärme und Geborgenheit. Der Bewegungsfreiheit des Babys wird zunehmend begrenzter. Dieses Engegefühl vermittelt gleichzeitig Gehaltensein, Sicherheit und Geborgenheit. Durch das Pucken soll dem Baby dieses Gefühl auch nach der Geburt weiter vermittelt werden.
Schreiphasen, Einschlaf- und Durchschlafschwierigkeiten werden dadurch signifikant vermindert. Die Babys finden den Schlaf den sie für eine gesunde Entwicklung brauchen.
Die altbewährte Pucktechnik, ein einfaches Mittel mit grosser Wirkung:
Heute sind die Pucktücher in ganz unterschiedlichen Formen, Farben und Materialien auf dem Markt. Das Ziel des Pucktuches bleibt aber immer dasselbe – es soll dem Baby Sicherheit und Geborgenheit vermitteln, ähnlich wie in der Gebärmutter.
Die Pucktechnik:
Am schnellsten und kostengünstigsten ist es, das Pucken zuerst mit einer grossen Stoffwindel oder einer dünnen atmungsaktive Babydecke zu üben.
- Falten Sie die Decke oder die Stoffwindel so, dass Sie ein Dreieck vor sich haben. Das Dreieck zeigt nach unten.
- Legen Sie das Baby darauf. Die Schultern liegen auf der Decke oder der Windel auf, der Kopf bleibt frei.
- Indem sie das untere Ende des Dreiecks etwas anheben zieht das Baby seine Beine instinktiv an. Die Beine sollten in der fötalen Haltung, also leicht angezogen sein. Nicht nur die vertraute Enge sondern auch die Haltung und das Körpergefühl soll an die Zeit im Mutterleib erinnert.
- Wenn das untere Ende des Dreieckes über die Beine und den Bauch des Babys fest angezogen ist, wickeln sie die rechte Seite des Dreieckes über den Körper des Babys. Sein rechter Arm ist dabei leicht über dem Brustkorb angewinkelt.
- Das Ende des Dreiecks können sie unter dem Rücken des Babys schieben
- Nun müssen Sie nur noch die linke Spitze des Dreiecks über den Rumpf des Babys und seinen leicht angewinkelten Arm wickeln.
Je nach Tages- und Jahreszeit und der Konstitution des Babys ist es sinnvoll ihm nur eine Windel, ein Body oder ein dünnes Pyjama anzuziehen. Um einer Auskühlung vorzubeugen, kann man das Baby zusätzlich mit einer leichten atmungsaktiven Decke zudecken. Daunendecken sollten wegen Erstickungsgefahr und Überhitzung nicht mehr gebraucht werden.
Die Pucktechnik eignet sich vor allem für unruhige, stark quengelnde Babys oder solche die schlecht ein- und durchschlafen können. Auch bei den öfters auftretenden Blähungen, Bauchschmerzen und bei sogenannten Schreibabys kann das Pucktuch wahre Wunder vollbringen
Es gibt allerdings Babys die nicht gepuckt sondern nur getragen werden wollen. Auch das gilt zu respektieren. Nicht jedes Baby soll und muss gepuckt werden.
Wann darf nicht gepuckt werden?
- Kranke Babys mit Fieber, um einen Hitzestau zu vermeiden und damit die Atemwege nicht eingeengt und das Abhusten leichter möglich ist.
- Bei Babys welch eine Hüftfehlstellung haben sollt mit dem zuständigen Kinderarzt das Pucken und ebenso das breite Wickel besprochen werden
Auf was ist beim Kauf eines Pucktuches zu achten:
- weiche, anschmiegsame Stoffstruktur
- dünnes, atmungsaktives Material (Naturfaser)
- auf Schadstoffe geprüft
Susanne Schmid freischaffende Hebamme. www.hebamme-bern.ch
Pucken wird auch von österreichischen Hebammen sehr empfohlen und gezeigt.